Gebhardshagen ist mit seiner Fläche von 21,2 km² der viertgrößte Stadtteil Salzgitters und liegt in der Stadtmitte der Ortschaft West. Die Besiedelung des Gebhardshagener Gebietes geht auf das Jahr um 1000 n. Chr. zurück. Der Boden war fruchtbar und landwirtschaftlich gut nutzbar. So wurde es als Rodungsgebiet genutzt, um die nahe liegenden Menschen mit Nahrung zu versorgen. Das Mittelalter war zudem eine Zeit, in der es zahlreiche Konflikte und Auseinandersetzungen zwischen machtgierigen Herzögen gab, deren oberstes Ziel meist neue territoriale Zugewinne waren. So blieb es in der Region um Gebhardshagen auch nicht ruhig. Die Familie von Hagen übernahm die Vorherrschaft über die Region und errichtete um das Jahr 1000-1100 n. Chr. - eine genaue Datierung ist aufgrund fehlender Dokumente und Quellen nicht möglich - eine Wasserburg auf dem sumpfigen Gebhardshagender Land. Die Funktion der Burg war in erster Linie der Schutz der Familie. Außerdem sollten wichtige Handels- und Fernstraßen geschützt werden. Die Familie von Hagen konnte von der Burg aus auch verwaltungstechnische Aufgaben in Bezug zur Agrarwirtschaft besser leiten.
Durch stetige Weiterentwicklung der landwirtschaftlichen Techniken und dem Anbau von Gebäuden rund um die Burg - als Unterschlupf für die Arbeiter und Handwerker dienend - wurde immer mehr Personal benötigt. Es zogen mehr und mehr Leute in die Hütten rund um die Burg - die Population stieg. Die Burg wurde somit - und wird es zum Teil immer noch - als Mittelpunkt des Ortes bezeichnet. Ohne Burg hätte es vermutlich überhaupt kein Gebhardshagen gegeben. Die Einwohnerzahl betrug gegen 1500 n. Chr. ca. 200 Bürger.
Schauen wir uns die Zeit von 1400- 1700 an. Hier waren die Burg und somit auch die Bevölkerung Gebhardshagens in zahlreiche militärische Auseinandersetzungen verwickelt.
Den ersten dokumentierten Angriff auf die Burg gab es im Jahre 1406. Im so genannten "Lichtenberger Bedestreit" griffen hildesheimische Lehnsherren die Burg an. Gründe waren Interessenkonflikte und die Gier nach territorialem Zuwachs. Im dreißigjährigen Krieg wurde die Burg ebenfalls stark belagert. Die Burg wurde teils sehr stark beschädigt, doch fand sich meist ein neuer Lehnsherr oder Pächter, der die Burg wieder reparieren ließ. Auch heute bei Besichtigung der Burg kann man die Beschädigungen an der Außenmauer betrachten, so kann man an der Nordseite z.B. Kanoneneinschläge erkennen.
Zwischen 1500 und 1800 war die Burg Gebhardshagen auch Amt und Gericht und übte die Gerichtsbarkeit über bis zu fünf Dorfschaften aus. Es wurde eine Gerichtsstube eingerichtet, und eine Pförtnerstube, in der Gefangene von zwei Wachen beaufsichtigt wurden. Es gab zudem eine beträchtliche Anzahl an vollstreckten Todesurteilen. Die letzte dokumentierte Hinrichtung war 1750.
Ab dem 18. Jahrhundert kehrte Ruhe ein. Die Burg verlor zunehmend ihre Funktion als Schutzbastion und somit ihren militärischen Stellenwert. Vielmehr konzentrierten sich die Pächter der Burg auf die landwirtschaftliche Produktion. Die Burg wurde um einige für die Landwirtschaft wichtige Gebäude im südlichen Teil ergänzt z.B. einem Kuh- und Schweinestall. Auch der Wassergraben ist heute nicht mehr vorhanden, da er in diesem Zeitraum aus logistischen Gründen großteils zugeschüttet worden ist.
Zur Zeit der Industrialisierung gab es zahlreiche technische Erneuerungen, die zum einen den Ertrag deutlich steigerte zum anderen aber für zunehmende im Bereich der Landwirtschaft Arbeitslosigkeit sorgte. Außerdem verlor die Burg an Stellenwert, da Nahrung nun auch importiert und in kleinen "Supermärkten" angeboten werden konnte. Des Weiteren wurde das Erz in der Region bedeutend und es bildeten sich Erzbergbau Gesellschaften.
Das jähe Ende: Die "Erzbergbau AG" übernahm in den 1930er Jahren die Ländereien, die zur Burg gehörten. Somit wurde die Burg als landwirtschaftliche Domäne und zentraler Verwaltungspunkt der Bewirtschaftung der Ländereien recht uninteressant. Es gab seitens der "Erzbergbau AG" weitere Modernisierungsmaßnahmen hinsichtlich der Burg im Jahre 1977/78. Zu einem jähen Ende der Burg kam es, als das Erz auf dem Weltmarkt stark an Wert verlor. Die "Erzbergbau AG" hatte mit starken Einbußen zu rechnen. So kam es, dass sie sich von "branchenfremden Unternehmen" trennte - so auch von der landwirtschaftlichen Domäne.
Heutige Nutzung: Heutzutage ist die Landwirtschaft nichtsdestotrotz ein wichtiger wirtschaftlicher Sektor in Salzgitter. Die Ländereien wurden großteils privatisiert und werden bearbeitet und genutzt. Die Burg jedoch musste ihre Aufgaben ca. 1980 komplett niederlegen und steht seitdem leer.
Sie ist derzeit im Besitz der Stadt Salzgitter. Trotzdem wurde die Burg nicht restlos aufgegeben. Einige Gebäudeteile werden auch heute nach der Restauration genutzt. So ist der ursprüngliche Stall im Osten heute eine Turnhalle und wird von verschiedenen Sportvereinen genutzt. Der Burgkeller ist für private Feiern mietbar. Auch ursprüngliche Verwaltungshäuser der Burg wurden modernisiert und können für Veranstaltungen benutzt werden. Der Burghof wird in dreierlei Hinsicht benutzt. Zum einen findet alljährlich im August das Schützfest auf selbigem statt, zum anderen dient er als Übungsplatz für die freiwillige Feuerwehr Gebhardshagens und auch als Aufenthaltsplatz von Jugendlichen.
Um die sanierungsbedürftigen Gebäude kümmert sich in erster Linie der "Förderverein Wasserburg Gebhardshagen e.V." Dieser ist allerdings auf mehr Mitglieder und Spendengelder angewiesen. Werfen Sie doch mal einen Blick auf ihre Homepage: Link, dort gibt es weitere nützliche Informationen und eventuell möchten Sie auch einen Teil zur Erhaltung eines der bedeutendsten kultur-historischen Denkmäler in Salzgitter leisten.
Die Wasserburg Gebhardshagen war fast 900 Jahre stets der bedeutende Mittelpunkt Gebhardshagens. Ohne Burg gebe es heute vermutlich kein Gebhardshagen. An ihr lassen sich heute eintausend Jahre Kulturgeschichte ablesen, daher sollte nicht leichtfertig mit ihr umgegangen werden.
Sollten Sie Interesse haben, so können Sie links/rechts im Bild eine Wegbeschreibung sehen, der Burghof ist für alle zugänglich, Führungen durch einzelne Gebäude gestalten sich etwas schwieriger, hier müsste erst der Förderverein oder die Stadt Salzgitter befragt werden.
Ich hoffe, dass Sie nun verstehen, welch großer Bedeutung die Burg zuteil wird, und wie die Gründung Gebhardshagens letztlich auf sie zurückzuführen ist. Bei Fragen scheuen Sie sich nicht jemanden vom Förderverein (Homepage s.o.) oder mich zu kontaktieren.
Mit freundlichen Grüßen Dominic Taron, Gymnasium Salzgitter Bad (e-Mail: Dominic.taron@freenet.de)