Der Herkules
im Schlosspark Wilhelmshöhe



Als das Wahrzeichen Kassels thront das Herkulesbauwerk mit seiner imposanten Höhe von rund 71 Metern nun schon seit fast 300 Jahren auf der Wilhelmshöhe und überblickt majestätisch die Stadt.
Obwohl der Bau erst im Jahre 1702 begann, liegt der Ursprung zum Herkules schon viel weiter zurück. Östlich des alten Stadtkerns ließ Landgraf Moritz bereits 1606 am ursprünglichen Standort des Klosters Witzenstein ein Jagdschloss errichten, in dessen Nähe kurz darauf die so genannte Moritzgrotte erbaut wurde, welche den Anfang für die Entstehung des größten Bergpark Europas markiert. Im Laufe der kommenden zwei Jahrhunderte entstanden immer neue kleinere und größere Bauwerke, die sich teils auch bis heute halten konnten, doch das imposanteste und wohl auch aufwändigste war die Errichtung des "Felsenschlosses" mit Pyramide, Herkulesfigur und den vorgelagerten Kaskaden.

Um Ihnen die Faszination dieses Bauwerks etwas näher zu bringen, ist hier vorerst ein kurzer geschichtlicher Abriss der Entstehung:

Die Inspiration und Motivation für dieses immense Bauvorhaben waren die am 05. Dezember 1699 angetretene Italienreise des derzeit regierenden Landgrafen Karl (1654-1730, Regentschaft 1677-1730) und das damalige Bestreben des regierenden Adels, die eigene Macht in der Errichtung von Bauwerken und Parkanlagen (z.B. auch Schloss und Garten von Versailles) darzustellen. Auf der Italienreise lernte der Landgraf Giovanni Francesco Guerniero, den späteren Architekten und Bauherren "seines" Herkules kennen, zudem besichtigte er hauptsächlich in Rom einige Paläste, in denen ihn die dort vorzufindenden Wasserspiele sehr beeindruckten. Nachdem der Landgraf am 01. April 1700 zurückkehrte, traf eineinhalb Jahre später im Sommer 1701 Guerniero in Kassel ein.


In der Zeit von 1701 bis ungefähr 1712 kamen vier Verträge zwischen dem Grafen und Guerniero zustande, infolgedessen vom Frühjahr 1702 an bis zur Fertigstellung des Bauwerks an sich rund 12 Jahre gearbeitet wurde. In dieser Zeit wurden erst das am Oktogon (oder auch Felsenschloss bzw. Grottenbauwerk genannt), die darunterliegenden Grottenanlagen und das nach seiner Form benannten Artischockenbecken gebaut, im Anschluss entstanden das Riesenkopfbecken und die Kaskaden. Die Wasserversorgung stellte eine größere Herausforderung dar, da der Landgraf das Wasser Tag und Nacht fließen lassen wollte. Die ursprüngliche Idee, die Eder umzuleiten wurde aufgrund des Reliefs schnell wieder verworfen und schließlich wurde oberhalb des Herkules ein künstliches Becken geschaffen (Sichelbachbecken), dessen 40 000 Liter Fassungsvermögen über ein ausgefeiltes Leitungssystem allein durch Regen- und Schmelzwasser gespeist werden. Das interessante an diesem Leitungssystem ist, dass es bis zum heutigen Tag ohne jegliche Pumpen auskommt. Während an der Wasserversorgung noch gearbeitet wurde, entstanden das Obergeschoss des Oktogons (1708-1711) und die Pyramide auf demselben, gleichzeitig mit deren Fertigstellung 1714 waren auch die Wasserspiele das erste Mal zu sehen. Mit der Installation der 8,25 Meter hohen Bronzefigur des Herkules wurde das Bauwerk am 30. November 1717 endgültig fertiggestellt.

Guerniero selbst verließ Kassel bereits 1715, denn bereits vor der endgültigen Fertigstellung zeichnete sich erster Reparaturbedarf ab, da man feststellte, dass der Untergrund für das Gewicht dieses Bauwerks doch nicht geeignet ist und es bereits abzusacken begann. Diese Probleme, die bereits vor etwa dreihundert Jahren das erste Mal auftraten, konnten bis heute trotz eines immensen finanziellen Aufwands nicht vollständig gelöst werden.

Natürlich besteht der Schlosspark nicht nur aus dem Herkules, sondern auch aus vielen anderen kleinen Bauwerken inmitten einer faszinierenden Landschaft, die zum Entspannen einlädt. Die gelungene Mischung aus Wasserläufen und -spielen macht die Natur im Schlosspark Wilhelmshöhe zu einem unvergleichlichen Erlebnis, dass Sie sich nicht entgehen lassen sollten. Die Wasserspiele am Herkules finden vom 01. Mai bis 03. Oktober jeweils sonntags, mittwochs und an Feiertagen ab 14:30 Uhr statt. Einmal monatlich (immer am ersten Samstag) gibt es zudem die beleuchteten Wasserspiele, die um 22:00 Uhr (Juni und Juli, beziehungsweise 21:30 Uhr im August und 21:00 Uhr im September) beginnen und ein Ereignis der ganz besonderen Art darstellen. Vielleicht ist ihr Interesse geweckt und Sie schauen mal in Kassel vorbei…